Deutsche Kinderfotografen Charity Vereinigung

Zu Besuch bei Elias – fotografiert von frau.dinkel – fotografie

Juli 17th, 2012 by admin
Er ist gerade mal 22 Monate alt und in diesem kurzen Leben hat er schon ganze 10 Monate Chemotherapie hinter sich gebracht. Ich habe Elias im Auftrag der DKCV besucht, oder viel mehr im Auftrag der Eltern, die mit dem Wunsch an die Vereinigung herangetreten sind, ein paar sehr wertvolle Momente in wundervollen Aufnahmen festhalten zu lassen. Ich trete mit der Mama in Kontakt und recht schnell ist ein Fototermin gefunden – ich freue mich auf den Besuch bei der Familie und ganz besonders freue ich mich auf diesen kleinen Jungen. Er empfängt mich neugierig, aufgeweckt und verdammt gut gelaunt. Ebenso strahlend und gut gelaunt stelle ich mich vor und ich merke sofort, wir mögen uns. Elias Eltern sind sehr herzlich und kochen dann auch noch und nur für mich Kaffee, den haben sie ja auch extra für Besucher da. Ich spüre eine gewisse Freude, dass man die Maschine und den frischen Kaffee nicht umsonst im Haus hat. In der Küchentür stehend kommen wir dann auch sehr gemütlich ins Plauschen und ich frage natürlich nach der
Krankheitsgeschichte und wie es der kleinen Familie in den letzten Monaten so ergangen ist. Meine Arbeit hat immer sehr viel mit Persönlichkeit zu tun und auch in diesem Fall, kann ich ohne den Schnack vorweg einfach keine Fotos machen, oder zumindest nicht die, die ich machen möchte. Dazu kommt, dass ich meinen persönlichen Hintergrund mit in so ein Treffen nehme und damit den Betroffenen ein erfahrenes Verständnis entgegenbringen kann, denn ich weiß, wovon sie reden. Ich komme ebenfalls aus einer betroffenen Familie. Die Monate, die geprägt waren von Krankenhaus, Chemotherapie, Narkosen und allem voran die Angst um das eigene Kind, waren natürlich sehr hart. Ich glaube, wer so etwas nicht selber miterlebt hat, der kann sich das Ausmaß der tatsächlichen Belastung kaum vorstellen.
Jede Perle der Kette, die in der Zeit auf über 2 Meter angewachsen ist, steht für jeden Abschnitt während der Therapie, jede Bluttransfusion, jeder Tropf. Alles wurde zusammengetragen, als Erinnerung daran, was die gesamte Familie gemeistert hat!! An dieser Stelle gehört dem Kind der größte Respekt – Elias steht mit diesen Bildern für alle Kinder, die gerade gegen den Krebs kämpfen, genauso für die Kinder, die es bereits geschafft haben und auch für diese, die es leider nicht schaffen konnten. In dem Punkt stimmen mir wahrscheinlich auch alle zu, die diesen Artikel lesen – die wenigsten denken jedoch an die Belastung für die Eltern und genau aus dem Grund gebührt mein Respekt mindestens genauso auch den Eltern. Denn wir vergessen oftmals, dass Kinder mit ihrem Schicksal ganz anders umgehen, als wir es im erwachsenen Alter tun. Sie nehmen es hin, lernen damit zu leben und schaffen sich genau dadurch eine große Überlebenschance. Die Eltern jedoch müssen sich anders auf dieses Schicksal einlassen, sie müssen erst die Stärke entwickeln, mit der sie ihr Kind in dieser Zeit begleiten, stetig zur Seite stehen und gleichzeitig nicht selber daran zerbrechen. Oftmals leidet die Beziehung zum Partner immens, Beziehungen scheitern sogar, es gibt ja auch Geschwisterkinder, die ihre Eltern brauchen und die bei dem ganzen Thema ebenfalls nicht vergessen werden dürfen. Und unter all den Betroffenen sind da auch Alleinerziehende, die ich auf keinen Fall unerwähnt lassen möchte. Respekt!!
Seit kurzem sind die Werte bei Elias gut und stabil, soweit man das zu diesem Zeitpunkt schon sagen kann, und die Therapie geht in eine neue Phase. In die Phase ohne Tropf. Allen Beteiligten fällt ein Stein vom Herzen, er hat es schon fast geschafft. Der Katheter, die „Bommel“, wie ihn die Familie liebevoll nennt, wurde bereits entfernt und jetzt darf er endlich die Dinge, die für ein Kind so toll und wichtig sind. Er darf endlich seine Welt entdecken, wie es vorher nicht möglich war – endlich dreckige Finger und spielen im Matsch, die Welt der Keime kann nun diesen kleinen Körper erobern, ohne ihm gefährlich werden zu können. In dieser kleinen Familie habe ich viel Liebe und Kraft gesehen, aber die Kraft war natürlich nicht immer da. Nun hat es der Kleine fast geschafft und man geht so langsam in den Alltag einer normalen Familie über, die Mama hat bereits wieder angefangen zu arbeiten und der Papa bleibt noch zu Hause, solange der Junge in Behandlung ist. Auch hier fällt mir auf, wie stark und emanzipiert man mit der Rollenverteilung umgeht. Eine zeitgenössische Familie mit dem Blick auf das Wesentliche. In unserer heutigen Zeit sollte das eigentlich nichts ungewöhnliches mehr sein, dennoch ist es leider immer noch viel zu selten vertreten!! Mir liegt es am Herzen die Familie noch etwas zu begleiten, die endgültige Genesung von Elias mitzubekommen und auch mit ein paar Fotos zu dokumentieren. Wenn der nächste Abschnitt geschafft ist, werde ich vorbei fahren und mir auch sehr gerne wieder eine Tasse Kaffee kochen lassen. In meiner eigenen Familie entdeckte man bei meiner Schwester einen sehr aggressiven Tumor, der die Ärzte glauben ließ, dass sie nur noch etwa 3 Monate zu leben hatte. Es folgten 15 Monate Chemotherapie und Bestrahlung. Heute ist sie eine erwachsene und gesunde Frau!!! Das ist mittlerweile 27 Jahre her und die Medizin hat enorme Fortschritte gemacht, die Chancen stehen sehr viel besser als damals und trotzdem kann leider nicht jedes Kind gerettet werden. Der Tod gehört nun mal zum Leben aber die Hoffnung stirbt zuletzt!!! Ich wünsche allen Betroffenen ganz viel Kraft und verliert nicht den Glauben an Euch selbst. Ihr habt allen Respekt verdient!!!
Bilder und Text von frau.dinkel – fotografie mehr von ihr könnt ihr auch auf Facebook finden: www.facebook.com/frau.dinkel.fotografie

Teilen auf Facebook

Veröffentlicht in Shootings

Leave a Comment

Please note: Comment moderation is enabled and may delay your comment. There is no need to resubmit your comment.